Ansprechen oder schlucken?

Wahrscheinlich ist eines der schwierigsten Themen für alle, die in Pferdeställen unterwegs sind, die Frage, wie man sich verhalten soll, wenn etwas mit Pferden geschieht, das man selbst für falsch hält. Ob ein Pferd nun geschlagen wird, ob es auf eine schädigende Weise gearbeitet wird oder ob einem Tier ein anderes Unrecht widerfährt, es ist immer heikel, in solchen Fällen aktiv zu werden. Heikel, weil man sich in etwas einmischt, heikel, weil man unsicher ist, ob einem das zusteht und heikel, weil keiner Stress im Stall will. Aber, … soll man deshalb den Mund halten?

Ich habe neulich den Mund aufgemacht, aber habe es leider wieder einmal nicht geschafft, meine Botschaft so zu formulieren, dass mein Gegenüber sie annehmen konnte. Ich war zu emotional, mein Ton war zu scharf und meine Wortwahl nicht optimal. Aber …, ich habe etwas gesagt und das ist gut. Denn viel zu oft habe ich die Klappe gehalten. Viel zu oft habe ich geschluckt und nichts gesagt, weil ich keinen Ärger wollte, weil ich den Konflikt scheute und weil ich fürchtete, man könne mich blöd finden und nicht mehr mögen.

Wenn ich auf meinen eigenen Weg zurückschaue, wünschte ich, ich wäre öfter angesprochen worden, als ich Mist mit Pferden baute. Ich wünschte, mir hätte öfter jemand deutlich gesagt, dass es nicht okay war, was ich da machte und dass mein Pferd unglücklich war. Ich wünschte, mich hätte viel öfter jemand zum Nachdenken gebracht. Zugegeben, ich bin mir nicht sicher, ob ich das immer hätte annehmen können, aber es hätte auf jeden Fall Spuren hinterlassen und vielleicht hätte ich manchen Fehler weniger oft machen müssen.

Für mich gehört zum Umgang mit Tieren heute vor allem eines dazu: die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Und die fällt für die wenigsten Menschen vom Himmel. Wir brauchen dafür Anregungen, Denkanstöße und Maßstäbe von außen. Im schlechtesten Fall bleiben wir bei dem hängen, das wir mal gelernt haben, und wiederholen Fehler immer wieder, weil wir unser Tun nicht in Frage stellen. Wir kommen dann nicht mal auf die Idee, dass es falsch sein könnte, weil wir es nicht besser wissen und uns keiner einen anderen Weg zeigt. Im besten Fall aber bleiben wir offen für Anregungen, sind bereit, immer wieder dazuzulernen und uns weiterzuentwickeln. Dann wird unser Bewusstsein für unser Tun immer größer und wir registrieren Fehler schon beim Tun und können sie korrigieren.

Ich bin inzwischen zu oft mit meinen eigenen blinden Flecken konfrontiert worden, als dass ich noch davon ausgehen kann, immer richtig zu liegen. Im Gegenteil, manchmal habe ich das Gefühl, immer weniger wirklich zu wissen. Gleichzeitig aber habe ich auch gelernt, auf meinen Bauch zu hören. Und wenn der mir signalisiert, dass ich den Mund aufmachen muss, dann versuche ich, das tatsächlich zu tun. Auch mich kostet das immer wieder Mut und der Knoten im Bauch, den ich nach so einer Auseinandersetzung habe, fühlt sich oft nicht gut an. Mir ist klar, dass ich noch einiges an Lernpotential habe, um einen besseren Weg zu finden, Kritik zu äußern, denn, ich es gebe es zu, es fällt mir oft unendlich schwer, sachlich zu bleiben. Aber ich bin froh über jedes Mal, bei dem ich mich traue, etwas anzusprechen, so ungeschickt es vielleicht auch sein mag. Denn den Mund zu halten, ist die schlechteste aller Alternativen! Warum? Weil nur so überhaupt all das Unrecht an Pferden passieren kann.

Ich denke: Wer eine andere Welt für Pferde will, darf nicht wegschauen, wenn sie schlecht behandelt werden, sondern muss sich trauen, etwas zu sagen. Es hilft vielleicht nicht immer direkt, aber es ist für die Gesamtsituation entscheidend: Je mehr sich trauen, etwas zu sagen, desto unpopulärer wird es werden, Pferde schlecht zu behandeln.

Ich habe dann übrigens einen Tag später noch einmal das Gespräch mit der betreffenden Person gesucht. Viel weniger emotional konnten wir dann gut miteinander sprechen und einiges aus der Welt schaffen. Es ist also immer auch dann noch möglich zu kommunizieren, wenn man sich vielleicht auch zuerst im Ton vergriffen hat.

Ansprechen oder schlucken?

29. Januar 2013 von Tania Konnerth • Kategorie: Allgemein 31 Kommentare »

 

31 Reaktionen zu “Ansprechen oder schlucken?”

 

Von no0815girl • 29. Januar 2013

Ein interessantes Thema, mit dem ich mich auch schon oft auseinander gesetzt habe. Auch mir fehlt oft der Mut, etwas zu sagen.
Gute Erfahrung habe ich übrigens damit gemacht, mich dumm zu stellen und naive Fragen zu stellen. Als Beispiel die Aussage „Kinder haben nicht genug Kraft, um das Pferd zu halten, das kann nur ein Erwachsener reiten.“ – frage ich dann: aber das Pferd ist doch sowieso viel stärker, da nützt doch Kraft gar nichts? Tut das nicht weh? Also bei mir tut es weh, wenn ich mir im Mundwinkel mit viel Kraft ziehe.
Gerade heikle Themen kann man so vorwurfsfrei ansprechen und in Frage stellen.
Wahrscheinlich werde ich von einigen Menschen deswegen zwar für ein doofes Blondchen gehalten, aber wenn ich damit mein Ziel erreiche kanns wohl nicht allzu dumm sein 😀

 

Von nomadenseele • 29. Januar 2013

Das Problem beim *Dinge ansprechen* besteht leider darin, dass, wenn man an die richtigen Leute gerät, diese nicht aufhören werden zu hetzen und zu mobben, bis man den Reitstall gewechselt hat.

 

Von Jeanette • 30. Januar 2013

Doch, auch wenn es manchmal unangenehm ist, ich spreche solche Dinge an. Zwar kommt man ab und zu an einen unverbesserlichen, aber oft genug zeigt sich, dass es einfach Unwissen ist und die Leute darüber reden können, wenn man den richtigen Ton anschlägt und meist auch dankbar sind.

Gehetzt oder gemobbt wurde ich deshalb noch nie, man muss die fachlich richtigen Anworten parat haben und natürlich nicht nur über die emotionale Schiene agieren, dann klappt das mit dem missionieren ;o).

 

Von Ute • 30. Januar 2013

Bei mir stellt sich die Frage selten….Ich kann meine Klappe einfach nicht halten…egal ob bei Kindern, Hunden oder Pferden. Wegschauen und schweigen machen zu viele Menschen

 

Von Murmel • 30. Januar 2013

Ich hatte mein Pferd jetzt fast 2 Jahre in einem grossen Turnierstall. Wir haben es meistens so gehalten dass wir von Anfang an einige Sachen sehr anders gemacht haben. Erst waren wir die Bekloppten vom Offenstall, dann merken sie plötzlich: Oh, da läuft was richtig! Die Pferde sehen super aus, sind gesund und „bringen Leistung“.
Erst hörte es auf dass ich z.B. prügeln überhaupt mitbekommen habe. Ohne dass ich was gesagt habe. Dann fingen viele an bei uns zu fragen, wenn irgendwas nicht klappte und bevor ich wegging wurde ich sogar gefragt ob ich helfen könnte, eine der besten Nachwuchsstuten des Stalls an Halfter, Putzen und Sattelzeug zu gewöhnen, weil sie aussergewöhnlich scheu und schwierig war.
Ich glaube mittlerweile, mit direkter Konfrontation wären wir in dem Stall nicht so weit gekommen, einfach weil besonders bei Leuten, die schon ihr Leben lang im Geschäft sind sofort die Schotten dichtgemacht werden, wenn man sie kritisiert. Das bezieht sich allerdings hauptsächlich auf Profis. Ich denke bei z.B. freizeitreitenden Teenies ist das noch etwas anderes.

 

Von Juliane Otto • 30. Januar 2013

ohne „happy end“

au weia, das Thema trifft bei mir und meinem Pferd doch pfeilgerade ins Schwarze. Wir sind noch genau einen Tag in einem herrlich konzipierten Offenstall, der von einer tollen, engangierten Frau mit grosser Pferdekenntnis und liebevoll geführt war. Der Andrang auf einen Platz dorthin ist riesengross. Wir hatten so viel Glück, es ging allen 20 Einstellern sehr gut und wir haben es alle sehr geschätzt. Der Stall war ein voller Erfolg.

Happy End? NEIN.

Vor einem halben Jahr wurde diese tolle Frau vom Stalleigentümer (ohne Pferdeverstand, ohne Freude an den Tieren, ohne Wissen um die Pferde) vor die Türe gesetzt, da er da viel, viel Geld „roch“. Es begann mit „Herdenvergrösserung“ = neue Pferde, die fast im Wochentakt „integriert“ wurden,
„wirtschaftlichem Handeln“ = verschimmeltes, schlechtes und falsches Heu wurde verfüttert,
dummen Sprüchen über die Sorgen von uns Einstellern und Nachlässigkeit in der Pflege der Pferde.

aus dem Stall mit der tollen Stallgemeinschaft ist ein frustrierter Haufen an Leuten geworden und schlussendlich leiden alle – die Pferde genauso wie die Leute – unter diesen Umständen. Und trotzdem ist die Warteliste an Anfragen immernoch lang, denn das sind Dinge, die von aussen zunächst einfach nicht erkennbar sind.

Mein Pferd ist in diesem halben Jahr sichtbar krank geworden (Stoffwechsel total am Boden, aufgebläht, erschöpft…), ich habe mit dem Stalleigentümer versucht – nicht nur einmal – ruhig und klar darüber zu reden, dass verschimmeltes Heu und Stress die Tiere schwerkrank macht.

Tja, ich wurde dafür exemplarisch und als Warnung an die anderen unglücklichen Stallkolleginnen GEKÜNDIGT…
Die Warteliste auf einen Platz dort ist ja lang…

 

Von Almut • 30. Januar 2013

Liebe Tania,
mal wieder sprichst Du mir aus dem Herzen. Aber ganz besonders damit: „manchmal habe ich das Gefühl, immer weniger wirklich zu wissen.“ Nur ist es gerade mit diesem Gefühl gar nicht so einfach, sich einzumischen…
LG, Almut

 

Von Chris • 30. Januar 2013

Ach, ein leidiges Thema.
Es kommt immer so ein bisschen drauf an, finde ich. Wenn ich selbst nicht gut drauf bin, kommt Kritik auch entsprechend schlecht an. Die meisten Leute gehen sofort in Verteidigungshaltung und man kommt nicht mehr an sie ran. Das erfordert schon ein enormes Kommunikationsgeschick, will man mehr erreichen, als den anderen zum Feind zu haben.

Als einer von denen, die überzeugt sind, das sie es können, einmal in der Halle sein „widersetzliches“ Pferd verdroschen hat, bin ich mit meinem stehengeblieben und hab ihm wortlos zugeschaut.

Daraufhin geriet er in Erklärungsnot, und fing tatsächlich an, sein Verhalten zu rechtfertigen. Unterließ aber die Prügelei. Hätte ich angefangen ,ihn lautstark zu kritisieren, hätte es sicher geheißen, dass mich das nichts angeht. Erreicht hätte ich damit nicht viel. Außer einen Feind mehr, was blöd ist, wenn es der Stallbesitzer ist und man sonst eigentlich gut klarkommt. Also versuche ich es immer mal wieder mit kleinen Einwänden. Er wird sich wahrscheinlich nicht ändern.
Macht mich schon traurig und ich bin da inzwischen schon ziemlich desillusioniert und freue mich schon, wenn einer sein Pferd mal nicht misshandelt.

Und da gibt es so unglaublich vieles, was man ansprechen könnte, da kann man nur einen Stall mit Gleichgesinnten suchen. Aber gibts den?

Liebe Grüße, Chris

 

Von Sandra • 30. Januar 2013

Ich denke wenn keiner was sagt, wird sich auch nichts ändern. Den Tieren hören solche Menschen leider nicht zu.
Und ich finde es sehr beschämend für Deutschland, das das Amt bei Tierquälerei erst einschreitet, wenn diese erst völlig am Ende sind.

 

Von Regina • 3. Februar 2013

Gerade gestern hatte ich so einen Fall. Ich habe eine langjährige Freudin besucht, die sich kürzlich ein Pferd gekauft hat und einen Kurs bei einem Pferdetrainer hatte, der viel Geld dafür kassiert. So etwas habe ich wirklich in meiner jahrelangen Pferdelaufbahn noch nicht erlebt. Dieser Mensch hat wirklich mit dem Strick den Pferden ständig auf den Po und sogar auf die Nase geschlagen, weil sie angeblich nicht das machten, was er von ihnen verlangt hat. Die Pferde hatten gar keine Chance zu verstehen, weil er – finde ich – nicht deutlich signalisiert hat, was er überhaupt will. Am Ende des Kurses fragte er mich, ob ich als Zuschauer etwas mitnehmen konnte. Ich sagte „Nein“, weil ich mit meinen Pferden einen anderen Umgang pflege und mir wichtig ist, das auch die Pferde Spaß an der Sache haben. Letztendlich ist er aber der Meinung, was er macht, das einzig richtige ist und wenn er sagt, jetzt wird gearbeitet, hat das Pferd zu funktionieren. Und es gibt leider immer noch viele Pferdemenschen, die das genau so sehen. Trotzdem habe ich mit meiner Freundin noch mal gesprochen und ihr gesagt, dass es auch andere Wege gibt. Sie solle mal auf eurer homepage stöbern. Ich habe sie zumindest zum Nachdenken angeregt, denn wirklich wohl hat sie sich dabei nicht gefühlt.
LG Regina

 

Von Margot • 4. Februar 2013

Oh, schwierig.
Ich habe das für mich so gelöst, dass ich mich wehre, wenn ein Ausbilder etwas von mir und meinem Pferd will, was ich nicht richtig finde. Leider muss ich sagen, dass das „wehren“ darin besteht, dass ich sage, gut, der Trainer kommt mir nicht mehr ins Haus. Weil die Erkenntnis, dass etwas nicht richtig war, kommt bei mir meist erst, wenn sich die Erfahrung zu Hause setzt.
Was andererleuts Pferde betrifft, finde ich es ein sehr schwieriges Thema. Wenn man sieht, wie Leute in Foren miteinander umgehen oder wie in Ställen die Umgangsformen zum Gotterbarmen sind, befällt einen das Grauen – und sowas ist ein „Elitesport“? Ich habe oft das Gefühl, dass es nicht um das Tier geht, sondern darum, sich hervorzutun, dass man ein wahrer Tierfreund ist, der keine Mühe scheut. Wie es bei einem selber aussieht ist dann egal. Mangelnde Fachkompetenz ist bei vielen Leuten auch kein Hindernis, etwas anzuprangern. Ein Dressurreiter ist gleich der Böse, weil sein Pferd eine halbe Runde drei Zentimeter hinter dem Zügel läuft – ist das richtig, wenn das jemand anprangert, der seinem Pferd dauerhaft wie ein Sack im Rücken hängt, weil er ja nichts lernen braucht, denn er wolle ja eh nur ins Gelände?
In der Bibel steht sinngemäß: „Du sagst, „lass mich den Splitter aus deinem Auge entfernen“, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht.
Volkstümlich formuliert: Wenn jeder vor seiner eigenen Türe kehrt, ist es immer schön sauber… .

 

Von Steffi • 4. Februar 2013

Meine persönliche Erfahrung ist, daß „Ansprechen oder schlucken“ für das betreffende Pferd leider meist keinen Unterschied macht, mich beides in Aufregung versetzt, allerdings mein „Ansprechen“ immerhin mein Gewissen beruhigt, es immerhin versucht zu haben.

Zwei Einstellern musste ich so leider schon kündigen, da sie ihren Umgang mit dem Pferd leider nicht ändern wollten und ich mir das aber auch nicht länger mitansehen wollte.

Besonders getroffen hat mich allerdings letztes Jahr eine Geschichte, als ich ein Pony kaufen wollte:
Die Bilder waren ok und nach Telefonat sollte es ein top Tier sein. Die Besichtigung war eine Katastophe. Das Pony hat getreten, keines der anwesenden Kinder traute sich, es an den Strick zu nehmen! Ein Blick auf die Hufe reichte allerdings um zu sehen warum. Das arme Tier mußte ständig Schmerzen ohne Ende haben und es war eigentlich ein Wunder, das es im Verhältnis noch so lieb war. Ich habe das angesprochen und dem anwesenden Mann gesagt, das dies wohl kein Verkaufspferd sondern ein Fall für den Tierschutz sei. Abends hatte ich dann eine Mail seiner Frau die mich für mein unmögliches Verhalten beschimpfte und Anzeige stellen wollte, da ich ihr Pony geschlagen hätte. Ich habe zurückgeschrieben dass ich mich auf meine Aussage bei der Polizei freue und dann sicher das Pony endlich mal von einem ordentlichen Tierarzt untersucht würde. Daraufhin habe ich nichts mehr gehört.
Aber geht es deshalb diesem Tier oder den beiden ehemaligen Einstellern jetzt besser?
Seit einem Jahr suche ich neue Einsteller für meinen schönen Offenstall, habe aber noch niemanden gefunden, da ich mittlerweile beim ersten Gespräch meine Einstellung kund tue und sich bisher niemand darauf einlassen will… 🙁

 

Von Manuela • 4. Februar 2013

Ich gehöre auch zu der Sorte „kann meinen Mund nicht halten“ und wurde früher teilweise ziemlich heftig wenn ich Zeuge einer unfairen Behandlung eines Tieres wurde – egal ob Pferd, Hund, Katze …
Ich hab´ dem- oder derjenigen meine ganze Wut und Verachtung entgegen geschleudert und bin dann wie ein Rache-Engel abgedampft. Bis mir eine Stallkollegin mal sagte: „Nachdem Du weg warst, hat er das Pferd erst recht verdroschen …“ Das hat mich dann nachdenklich gemacht. Schließlich geht es mit unserer – mal mehr mal weniger sachlichen 😉 – Kritik ja darum, dass das Tier danach besser behandelt wird. Und das erreicht man meiner Meinung nach nicht mit wutschnaubenden Schimpftiraden, sondern nur mit einer sachlichen Diskussion über das Thema. Möglichst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn man wieder klar denken kann und der andere auch aufnahmefähig ist. So, wie Du es ja dann auch getan hast, Tania.
Oft sind die Leute einem sogar fast „dankbar“, dass man das Thema mal anspricht, denn Gewalt resultiert oft aus Hilflosigkeit heraus, weil man sich einfach nicht anders zu helfen weiß und Gewalt in der Vergangenheit eben oft funktioniert hat. Daraus entsteht dann oft eine Gewohnheit, die man schwer wieder ablegen kann. Wird man dann noch angefeindet, lässt man den Frust erst recht an dem Tier aus, denn schließlich ist es ja „Schuld“ an der Misere. Und wer ist schon gerne der Depp im Stall …
Wenn man aber ein sachliches Gespräch beginnt, ist man oft in der Lage, Wege aus der Hilflosigkeit aufzuzeigen, die dem anderen so nicht eingefallen wären.
Mit dieser Strategie erreicht man natürlich nicht die „hoffnungslosen“ Fälle, denen es einfach Spaß macht ihr Tier zu misshandeln. Aber auch hier gilt: Wenn man diese Menschen immer wieder freundlich aber bestimmt auf ihr Verhalten anspricht, können sie nachher wenigstens nicht sagen „Es hat ja nie einer was gesagt!“
In diesem Sinne: Weitermachen, hartnäckig bleiben – steter Tropfen hölt den Stein …
P.S.: Ich bin zwar ruhiger geworden, das heißt aber nicht, dass ich entpannt bei einer groben Misshandlung zusehe. Ich halte es dann so wie Chris, dass ich bewusst hinschaue und so den anderen verunsichere / in Erklärungsnot bringe. Oft stellt der dann sein Verhalten erstmal ein (Ziel erreicht!) und dann kann man sagen „Na, da reden wir dann nochmal drüber, ok?“ Dann haben beide Seiten erstmal Zeit zum Nachdenken …

 

Von Julia • 4. Februar 2013

Zum Thema Ansprechen oder Schlucken möchte ich schreiben, auch wenn ich nicht genau weiss, wie ich es formulieren soll, dass es sich einem Thema nähert, welches m.E. sehr schwierig sein kann.

Der Mensch.

Letzend Endes ist es vielleicht mit der Frage verbunden, wie Menschen sind, wie sie reagieren und warum, wie man mit ihnen kommunizieren kann und wie nicht etc.
Gerade die genannten Beispiele der StallbesitzerInnen und des Mobbings verdeutlichen dies meiner Meinung nach.

Und das Verhalten in Worten und Taten wirkt sich dann auch auf unsere gesamte Umwelt und damit auch auf die Pferde aus.

 

Von maexchen • 4. Februar 2013

ich habe mir gerade gedacht, dass dieses Thema ohne weiteres auf viele Bereiche des Lebens übertragen werden kann – auf andere Menschen, die nicht gut behandelt werden, denen es schlecht geht, auf viele Tiere und den Umgang mit Ihnen. Das Problem ist, dass wirklich viele Menschen wegsehen – wie oft habe ich den Satz gehört: Da halte ich mich mal lieber raus!
Wenn ich mich einmische, bedeutet das oft Ärger, aber ich kann dann morgens noch in den Spiegel sehen. Das bedeutet nat. nicht, dass ich jede andere Meinung und jedes andere Verhalten ablehne – es gibt viele Wege nach Rom. Ich versuche mich einzumischen, wenn ich der Meinung bin, ein Lebewesen leidet – nicht um verschiedene Standpunkte auszudiskutieren. Klappt nicht immer, aber einen Versuch ist es Wert. Und, wie oben schon angesprochen, ab und an mal versuchen, vor der eigenen Tür zu kehren (was natürlich das Schwerste ist – aber zum Glück gibt es ja ehrliche Mitmenschen 🙂

 

Von Birgit • 4. Februar 2013

Ich seh´s mal von der anderen Seite 🙂

Genau SO habe ich meinen Weg zum besseren Verständnis für´s Pferd gefunden. Durch massive Kritik, die ich habe einstecken müssen-
weil ich´s eben anders gelernt hatte.
Und ich bin (eigentlich) immer dankbar, wenn jemand mein Tun mit dem Pferd kritisiert. Auch wenn´s „Bauchkneifen“ verursacht.
Ich habe aufgehört gegenan zu reden, mich zu rechtfertigen für mein Tun, sondern zuzuhören.
Aussenstehende sehen besser, woran es hapert.
Ich habe gelernt zuzuhören und eine Nacht darüber zu schlafen und nachzudenken.
Oft haben die Kritiker wenigstens zu einem kleinen Teil sogar Recht, dass es sich lohnt darüber nachzudenken.

 

Von Carina • 4. Februar 2013

Es ist wirklich ein Segen, dass es so Leute wie Euch gibt !

Ich koennte all dies nicht besser formulieren und es geht mir gleich.

Alles Liebe Carina

 

Von Tanja • 4. Februar 2013

Für mich persönlich ein sehr aktuelles Thema, nachdem ich erst vor wenigen Monaten den Stall gewechselt habe…denn gerade die Person, die von sich selbst meint und anderen Leuten gerne suggeriert, unter anderem weil sie Reitunterricht gibt, so viel Pferde-/Tierverstand zu haben, lässt in mir die Frage jeden Tag aufs Neue aufkommen, warum manche Menschen überhaupt Tiere haben… Warum muss man seinem Pferd die Sporen in den Bauch rammen und gleichzeitig vorne riegeln? Warum „erzieht“ und trainiert man sein Pferd durch und mit Schlägen? Warum ist das Allheilmittel wenn ein Pferd nicht immer und sofort pariert, Sporen und Kandare? Ich kann micht nicht zurück halten und bin des Öfteren schon angeeckt…mit der Konsequenz, dass man bei den Anderen schlecht gemacht wird. Glücklicherweise habe ich so erfahren, dass die Art und Weise der Person fast allen ein Dorn im Auge ist und man den „Geschichten“ derjenigen keinen Glauben schenkt. Leider traut sich aber so gut wie niemand auch etwas zu sagen…wegen des „guten Klimas“ untereinander. Ich würde trotzdem immer so handeln!

 

Von Biggi • 4. Februar 2013

Ich bin immer sehr zwiegespalten. Einmal – vor Jahren – habe ich mich auf Drängen meiner Kinder um zwei vernachlässigte Ponys gekümmert, die abgemagert und voller Parasiten jeden Tag aus ihrem „Stall“ ausbrachen und auf der Staße rumliefen. Nach vielem hin und her ging die Geschichte für die Ponys zwar gut aus, aber die „Rache“ der Besis bekam ich Jahre später zu spüren, als die Besis eine Reithalle bauten und alle Pferdehalter der umliegenden Ortschaften die Halle mitbenutzen dürften – nur ich nicht!

Außerdem finde ich, dass viele Pferdehalter äußerst dominant auftreten und ihre Meinungen gleich sehr agressiv vertreten. Das erstickt jede fruchtbare Diskussion im Keim.

 

Von Tania • 4. Februar 2013

Wow, ich freu mich riesig über all die Rückmeldungen und Gedanken! Das Thema bewegt Euch offenbar genauso wie mich!

Herzliche Grüße an alle,
Tania

 

Von Ellen Schneider • 4. Februar 2013

Ich kann euch nur aus dem Herzen sprechen… Ich bin Pferdephysiotherapeutin und was ich immer wieder sehe , wie die armen Seelen leiden müssen aus Unverstand oder schlimmernoch Ignoranz (mein Opa het des au scho so gmacht)Bei uns die davon Leben müssen ist es oft noch viel schlimmer, denn man will sich ja die Kunden die Meinen Hottes den“Hafer sichern“ ja auch nicht vergehlen..
Aber in einigen Situationen kann selbst ich nicht den Schnabel halten wenn Traber IMMER NOCH mit Fahrradkette im Maul trainiert werden ..
Gott sei dank habe ich in den letzten jahren immer mehr den dreh in vielen Köpfen bemerkt gerade bei den Freizeitreitern die durch immer bessere Bücher Dvds einfach den Horizont erweitert bekommen, denn das Wissen bringt einem nicht nur in dem Verhältnis Pferd Mensch weiter.
Viele Dinge kann man in seinem Beruflichen Alltag Super umsetzen… Jedes mal wenn ich zu einem Kunden komme sagt seine Frau “ Die Übung die du Ihm gezeigt hast wendet er auch bei seinen Leuten im Betrieb an , du wirst es nicht glauben seit dem ist die Stimmung viel besser“ Er schrie seine Shirehorses regelmäßig wie ein Berserker an und als ich ihm einfache Stilleübungen (schicken nur durch Körpersprache) gezeigt hatte wurde er ruhiger und konnte so auch in vielen anderen Situationen ruhiger werden….
Wenn man etwas sagt sollte man seine Emotionen raus nehmen das ist das wichtigste denn nur wenn man Vorwurfsfrei (konstruktiv ) Kritik übt kommt es an und die Leute fangen an darüber nachzudenken..
Ich habe auch andere Zeiten gehabt in denen ich jedem Alles auf die Nase gebunden habe und gebracht hat es mir gar nix und den Pferden um die es ging noch viel weniger denn oft wurde daraus das genaue Gegenteil was ich angestrebt hatte…Ich hab mir oft nächte lang Gedanken gemacht, mir hat dann eine „Alte“ Reitlehrerin gesagt es kommt nur darauf an wie du es sagst Pack es mit lob ein und die Leute Danken dir für die „Watschn“. Seit ich das beherzige und vor allem seit ich auch extrem an mir gearbeitet( Wie Kritikfähig ist man denn selbst?) habe geht es oft das ich den Leuten vieles erklähren kann und sie nehmen es an….

 

Von petra würdig • 4. Februar 2013

Ich kann das nur bestätigen,auch ich konnte meinen Mund nie halten.!Trotz Stallwechsel,ich würde es immer wieder tun.Wir haben jetzt endlich einen Stall gefunden wo das Wohl der Tiere an erster Stelle steht !
Den Mund nicht zu halten hat mir Anzeigen und Geld gekostet,egal!Und ich bin aus einer Tierschutzorganisation ausgetreten die mit Tierschutzpferden Geld verdient,wo diese Tiere vom Regen in dieTraufe gekommen sind…
liebe Grüsse Petra

 

Von Susi • 4. Februar 2013

Hallo,
daß ist ein sehr schwieriges Thema… „Stallkollegen“ auf „negative“ Reitweise oder auch „negativen“ Umgang anzusprechen! Und ich gehöre zu den Menschen, die sich lieber ein Magengeschwür holen, als „Fremde“ auf ihr Tun anzuprechen… weil mir gehts dann auch so… wenn ichs tu… bin ich bereits so verärgert, daß ich mich im Ton vergreife :-))!! Jetzt muss ich gerechter Weise sagen, daß bei uns im Stall keiner ,was Haltung und Umgang angeht, wirklich negativ auffällt! dafür aber, aus meiner Sicht was die Ausbildung der Pferde und die Reiterei angeht, aber bei keinem böswillig, sondern aus purer Unwissenheit oder auf Anraten von „Profis“! Nur, mitlerweile hab ich gelernt, wenn die ersten, durch Reiten verusachten, Probleme auftauchen, und ich nur eine minimale Gelegenheit habe, daß ich in Ruhe darauf hinweise, auch mit dem Satz, denk drüber nach, ! So beruhige ich mein Gewissen, nichts getan/gesagt zu haben! was dann passiert, kann ich nicht entscheiden, aber es kann mir keiner den Vorwurf machen, hättest halt was gesagt… was ich leider schon erlebt habe!
Aber es ist halt so, daß „Tipps und Hilfe“ von Auswärtigen öfter und lieber angenommen werden..

 

Von Gaby • 4. Februar 2013

Wir hatten unser Pferd vor Jahren in einem Dressur-Ausbildungsstall untergebracht bis eines Tages der Stallbesitzer die Aussenwände mit schönem Anstrich versah. Die Pferde haben natürlich in ihrer Langeweile der Einzelboxhaltung beim Hinausschauen aus dem Fenster die Aussenwand angeschleckt mit der Folge dass die frisch gemalerten Wände schmutzig wurden. Der Stallbesitzer spannte daher einen feinen Stromdraht an der Aussenwand, um die Pferde zu „erziehen“. Die Pferde haben alle Verletzungen von dem „Schock“ des Stromschlages davongetragen. Das damalige Ausbilderteam (alles „erfahrene Ausbilder“) hat sich nicht eingemischt und alles nur hingenommen, was uns dann endgültig den Rest gab. Hier standen die Methoden doch zu sehr auf dem Prüfstein. Wir erteilten eine inoffizielle „mistgabel“ für dieses Verhalten an den Stallbesitzer (heute weiss ich dass wir diese ebenso den vermeintlichen Pferde“kennern“ hätten erteilen sollen) und die Konsequenz war, dass wir die Kündigung bekamen. Wir hatten uns damals ohnehin intuitiv von den fraglichen Methoden abgewandt und damit stand der Beginn einer wunderbaren Pferdebeziehung nichts mehr im Wege. Heute könnten wir ein Buch schreiben über all unsere Erfahrungen, die wir aus Unwissenheit mitgemacht haben. Seit vielen Monaten lese ich Eure Einträge, Blogs, newsletter, bestelle eure Bücher und bin ein anderer Mensch für mein Pferd geworden. Bin ebenso glücklich, zu wissen, dass es Euch alle gibt.

 

Von Anita • 4. Februar 2013

Es ist unglaublich wie wenige „alte Hasen“ im Pferdebusiness die althergebrachten Methoden in Frage stellen. Es ist anscheinend einfacher, sich an „gewohnte Muster“ zu klammern als sich selber mal in Frage zu stellen.

Gewalt ist immer ein Zeichen persönlichen Unvermögens. Wer in Ruhe über diesen Ausspruch nachdenkt, wird vielleicht sein Handeln hinterfragen können.
(Tip: Spruch im Stall aufhängen)

Hoffe, dass Alle den Mut haben, zum Wohl unserer wunderbaren Pferde den Mund aufzumachen; langfristig wird sich etwas ändern!

 

Von Gast • 5. Februar 2013

Natürlich sollte man bei Tierquälerei (wie z.B. der Stromdraht, von dem Gaby erzählt) was sagen. Da würde ich sogar an eine Strafanzeige denken. Aber man gewinnt manchmal den Eindruck als würden umstrittene Ausbildungsmethoden automatisch mit Tierquälerei gleichgesetzt. Man kann beispielsweise manche Hilfszügel ablehnen oder mit guten Gründen für sinnvoll halten. Dürfen jetzt die, die das nicht tun, die anderen maßregeln? Oder wie Margot schreibt, müssen sich Dressurreiter, die mal drei Zentimenter hinter der Senkrechten reiten, von Geländereitern „die nicht können müssen“ maßregeln lassen?

Es ist an vielen Ställen leider so, dass Fehden wegen Hilfszügel-/hinter der Senkrechten etc. Fragen stattfinden; wohl auch angestachelt durch bestimmte Medien. Wo es lediglich um umstrittene Ausbildungsmethoden geht, bei denen Tierquälerei im eigentlichen Sinn nicht vorliegt, soll sich jeder um sein Pferd und seine eigenen Fähigkeiten kümmern. Andere geht es nichts an. Es ist einfach nur anmaßend,wenn Menschen meinen, Sie müssten Ihre persönliche Meinung zu Ausbildungsmethoden anderen vorschreiben. Wer wirklich etwas gegen Tierquälerei tun will und nicht sich nicht nur als „Tierschützer“ profilieren will, soll sich doch dort engagieren, wo es nötig ist, also z.B. gegen Massentierhaltung. Da könnte man auch ganz einfach beim eigenen Kühlschrank anfangen. Das macht aber scheinbar nicht so viel Spaß wie andere maßzuregeln.

 

Von Lisa • 29. April 2013

Hi Tania 🙂

Ich bin mal wieder auf eurer Website gelandet 😉 Wuuhhuu 😀 Und dann sind da wieder so viele wunderschöne Artikel :3 Besonders der hier hat es mir angetan. Früher habe ich auch manchmal Leute angesprochen, aber mittlerweile finde es echt schwierig 😮 Vor zwei Jahren musste ich leider mit dem Reiten aufhören, weil es von den Schulstunden nicht gepasst hat 🙁 Zeit hätte ich genug, aber ich wohne in einer Großstadt und auf einen Platz muss man sich zwei Jahre vorher bewerben 😮 Also, ich hatte halt einen Platz, aber am Dienstag und da hatte ich neuerdings acht Stunden und tja 😉 Ne Alternative gab es leider nicht 🙁 Ich wünsche mir schon seit ich denken kann ein eigenes Pferd, da ich dann nicht an die Zeit von Dienstag, sechzehn bis achtzehn Uhr gebunden wäre, aber was nicht geht, das geht nicht 😉 Aber ich gebe meinen Traum nicht auf 🙂 Irgendwann, wenn ich nen Job (und genug Zeit habe) kaufe ich mir halt selbst ein Pferd 😀 Egal 😉 Ich bin wieder voll vom Thema abgekommen 🙂
Naja, also, als ich noch geritten bin, hatte ich ein totales Lieblingspferd – Hanni *_* Und ich durfte sie auch immer reiten, weil ich die kleinste war 😉 Aber eines Tages kam eine neue Reiterin zu uns in die Gruppe, die dummerweise auch nicht die Größte war und ich musste Hanni fortan teilen, und wie alle ab und zu ein anderes Pferd reiten 😉 Und immer, wenn ich sie und Hanni gesehen habe kam es mir vor, als würde Hanni einen leidenden Gesichtsausdruck haben, aber ich habe mir immer gesagt, dass das mein endloser Leid ist, der mir das einredet. Aber einmal war mir dieser grobe Klotz von Ersatzpferd beim Hufeauskratzen plus erschrecken auf den Fus gelatscht xD Und deshalb habe ich von der Bande aus zugeguckt und das erste Mal gesehen, WIE sie reitet … ich muss zugeben, dass sie sicher eine erfahrenenere Reiterein oder bessere oder keine Ahnung … also, sie hat es halt geschafft, dass sie Pferde angeloppieren bei A und nicht erst zwei Takte dahinter und alles, aber beim Zusehen habe ich das erste Mal bemerkt, dass sie extrem mit den Zügeln arbeitet, zum Beispiel beim Abwenden.
Ich bin ein Mensch, der das früher auch gemacht hat, aber ich hatte einmal ein paar Reitstunden auf einem Bauernhof und eben diese Reitlehrerin dort hat mich auf meinen Fehler aufmerksam gemacht: die Zügel sollen nur aufmerksam auf einen neue Aktion machen, durch die Parade und Richtungsgebend wirken, aber die wirkliche Arbeit wird mit dem Gewicht gemacht, und mit der Blickrichtung.
Hanni hat ein mega empfindliches Maul und es sah zum Heulen aus wie sie ihren Kopf hochgerissen und zur Seite gedreht hat.
Nach der Reitstunde wollte ich das Mädchen darauf aufmerksam machen. Ich habe etwas in der Art gesagt von:“ Früher hatte ich auch immer voll Probleme mit den Zügeln und allem, aber dann …“, also, ich glaube, dass ich es wirklich freundlich gesagt habe und was kommt zurück? „Du hast doch letzte Stunde nicht mal ne Schlangenlinie mit ihr hingekriegt!“, dreht sich ab, ignoriert mich. Ehmmm, das war gar nicht das Thema? 😀 Ich wollte eigentlich nur helfen? 😮 Aber ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte, außer sie von da an in Ruhe zu lassen. Aber ein wenig Wirkung hat es trotzdem gezeigt, also, ich glaube, dass sie sich die Kritik zu Herzen genommen hat, und das ist schließlich das, was zählt 🙂
Und jetzt hätte ich es fast vergessen 😉 Ich habe den Artikel mit dem Hufschmied und dem „Zuhören“ gelesen und ich fand ihn toll und ich finde auch die Tatsache toll, dass du das mit dem Jucken richtig gedeutet hast 🙂 Aber ich habe danach einen richtigen Gewissenskonflikt gehabt, da ich damals, wie gesagt, mein Lieblingspferd und ein Pferd, das mir nun mal zugeteilt wurde, geritten bin. Ich liebe alle Pferde und es war nicht mit Absicht, aber jetzt im Nachhinein ist mir vieles aufgefallen. Wenn ich schlecht drauf war und Hanni hat Zicken gemacht, habe ich trotzdem „cool down“ gesagt und geguckt, was ihr fehlt. War ich schlecht drauf un bei Lara, konnte die sich warm anziehen und ich habe ihr echt nichts durchgehen lassen. Jetzt tut es mir unheimlich leid 🙁 Und ich finde es auch unglaublich dumm von mir, weil weiß, dass das Pferd nix für schlechte Launen und schon gar nichts für neue Reitschülerinnen kann. Kennst du das auch? Also, zum Beispiel im Vergleich zu deinen Pferden und fremden? Meinst du, dass du da auch zwischen unterscheiden würdest (also in dir drin, ohne nachzudenken und es zu bemerken)? Im Moment komme ich mir nämlich ein bisschen schlecht vor 😮
Aber das wird mit dem nächsten Eintrag, den ich von dir lese, sicher wieder besser :3

Lg Lisa :3

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Hallo Lisa,

auch ich habe unendlich viel falsch gemacht mit meinen und anderen Pferden. Oft war ich ungerecht und unfair und es passiert mir bis heute immer wieder. Ich denke, ein Stück weit müssen wir einfach akzeptieren, Mensch zu sein und manchmal reagieren wir über oder sind genervt oder gedankenlos. Wichtig ist aus meiner Sicht, das möglichst wahrzunehmen und daraus zu lernen.

Alles Gute,
Tania

 

Von Eve • 17. Oktober 2017

Ich bin ein Mensch, der hinterfragt. Sagt, wenn irgendwas nicht stimmt. Seine eigene Meinung vertritt. Das ist mir zum „Verhängnis“ geworden. Die Quittung bekomme ich mit Mobbing der Stallbesitzerin zu spüren! Einen sehr schlechten Charakter hat diese Person, in diesem Stall werden nicht alle Pferde und Besitzer gleich behandelt. Ich habe wieder einmal dazugelernt. Die Stallbesitzer sitzen am längeren Hebel, gerade auch, weil die Stallsituation in unserer Region schlecht ist. Trotzdem, da mir das Wohl meines Pferdes und auch meines wichtig ist und Mobbing nicht auf die leichte Schulter genommen werden kann, werde ich dem Stall den Rücken kehren. Ich frage mich: Wie kann man nur so ein Mensch sein?“

 

Von V.B. • 22. Februar 2018

Spannendes Thema: Kommunikation. Kommunikation ist gleich Beziehung/in Austausch gehen. Und zuallererst die Frage, wie gehe ich in Beziehung mit mir selbst.
Im Grunde können wir uns auch hier was von den Pferden abgucken: Klare Kommunikation und dazu gehört, die eigene Grenze zu zeigen und die von anderen zu wahren. Mit gegenseitigem Respekt. Pferde machen gegenseitig kurze, klare Ansagen. Wird die Grenze nicht akzeptiert, gibts eine Steigerung. Fruchtet das immernoch nicht, wird der Unbelehrbare als unbelehrbar ignoriert, bekommt keine Aufmerksamkeit mehr. Da aber Pferde bindungsorientierte Wesen sind und sich nur gebunden sicher fühlen – wie wir Menschen auch -, fühlt sich so ein nicht beachtetes Pferd unwohl, unsicher und versucht dann doch auf andere neue Weise wieder Anschluss zu bekommen, indem es achtsamer wird für die individuellen Räume der anderen.
Ich denke, uns Menschen kommt ein vorloren gegangenes Gespür für Energie in die Quere. Wir handeln mehr über Verstand als über Wahrnehmung von Körperempfinden. Im Extrem nur über Verstand oder nur über Herz. Das Wahrnehmen von Körperempfinden und damit Wahrnehmen von den Bewegungen von Energie liegt dazwischen. Verstand und Herz schließt sich da nicht aus sondern ergänzt im positiven Sinne und lässt uns ganzheitlich achtsam verhalten. Gegenüber mir selbst, einem Pferd (oder anderem Tier) und anderen Menschen.

Wir haben viel zu lernen und Pferde sind wunderbare Lehrer. Einfach mal für ein paar Stunden eine Pferdeherde sehr aufmerksam beobachten, sich mittenrein stellen, als Menschenpferd hospitieren. Dabei mal alle Menschenvorstellungen raus lassen was vermeintlich richtigen Umgang mit Pferden betrifft, sondern erkennen, wie der natürliche Weg geht.
Das Dilemma ist, dass viel zu oft Ställe und Pferde aus reiner Menschenverstandessicht geführt und behandelt werden und zwar so, dass es für den Menschen am angenehmsten ist. Wer eine andere, nämlich pferdeorientierte Haltung hat und sie zeigt, wird oft als Besserwisser und Störenfried abgestempelt und behandelt.
Pferde als Haustiere sind von Menschen abhängig gemacht worden. Sie sind ihrer Möglichkeit beraubt, sich artgerecht komplett selbst um sich kümmern zu können. Ich bin so unterwegs, dass, wenn ich auf einen Missstand aufmerksam werde, mich für die Abhängigen einsetzen möchte. Das Gleiche gilt z.B. für Kinder. Ich finde, es geht nicht, dass sich niemand einmischen darf. Wir sind alle füreinander verantwortlich. Dafür, dass es möglichst jedem, Tier und Mensch, so gut wie möglich geht. Kann sich jemand nicht gut genug für sein Wohlergehen einsetzen, braucht er Unterstützung von anderen.

Ich habe mich auch eingemischt bzgl. Pferden, die nach einer Veränderung nicht mehr ausreichend versorgt wurden vom Stallbesitzer. Ich hab mich lange zurück gehalten, nur mal andere Einsteller angesprochen. Habe versucht herauszufinden, ob sie den MIssstand genau so sehen. Nur eine tats. Sie war auch ein Einsteller. Ich nur Reitbeteiligung und noch nicht lange da, also rangniedrig. Als ich dann zusammen mit dieser einen Einstellerin dann doch mal Kritik geübt habe Richtung Stallbesitzer, bekam ich postwendend Stallverbot. Ein Gespräch war nicht möglich. Seine Auffassung, dass er dazu nichts weiter sagen muss. Da kann ich nichts machen, nur Abschied nehmen vom Pferd und hoffen, dass sich der Pferdebesitzer um einen anderen Platz kümmert. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich mich eingemischt habe. Die Anderen Besitzer angesprochen habe. Wahrscheinlich galt ich als Querulantin. Klar gehören die Pferde den Besitzern. Wenn die nichts machen, kann ich nichts weiter tun. Wegschauen kann ich aber auch nicht, wenn ich sehe, dass Pferde nicht gut versorgt werden, gestresst werden. Genau so nagt es in mir, wenn ich sowas bei Kindern mitbekomme.
Das Problem ist, es geht um Macht im schlechten Sinn. Macht um andere herab zu setzen. Da geht es nicht um das Wohlergehen von Pferd oder Kind, sondern nur um Kontrolle und der Bestimmer zu sein. Pferd oder Kind wird als Objekt betrachtet. Dabei sind wir alle Subjekte, individuell empfindsame und selbstbestimmte Wesen. Macht kann auch anders gehen. Dem Anderen zuhören, ihn verstehen wollen und gucken, dass beide sich auf Weg einigen können, auf dem sich beide bestmöglich wohl fühlen. Wer so ist, braucht sich nicht erhöhen, braucht keinen zu erniedrigen. Wer so ist hat eine machtvolle Ausstrahlung, die hell ist und nicht dunkel. Wer so ist zieht andere Menschen und Tiere an. Wer die dunkle Seite von Macht auslebt, stößt andere ab. Dumm ist, dass so jemand aus der Gruppe ausgeschlossen ist und glaubt, sich noch weiter erhöhen zu müssen, weil er Sicherheit in Gruppe braucht. Teufelskreis.

Natürlich bin auch auch noch dabei, gute achtsame Kommunikation zu lernen. Mir passiert auch, dass ich mich ungünstig verhalte. Trotzdem gebe ich mein bestes, erstmal zu spüren, was gerade passiert und dann meinen Verstand und mein Herz mitsprechen zu lassen. Genau wie Pferde es tun untereinander und auch mit uns Menschen.
Wegschauen und Missstände ignorieren ist das Gleiche, als würde ich sie ausüben. Und weil ich bemüht bin, gewaltfrei zu sein, werde ich mich immer dafür einsetzen, auf grenzverletzendes Verhalten aufmerksam zu machen. Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig. Nur zu sehr aufreiben möchte ich mich nicht mehr. Ich kann nicht die ganze Welt retten. Ich muss auf meine eigene Grenze aufpassen und zwar zuerst, erst dann kann ich für andere gut sorgen. Ich muss akzeptieren, wenn ich nichts ausrichten kann. Das tut weh, aber das gehört dazu.
Es gibt sehr viele Pferde, die unter Menschen zu leiden haben. Manche mehr, manche weniger. Auch Kinder, alte Menschen, kranke Menschen und Menschen, die eifach gerne ganz anders leben als die meisten. Sie haben in unserer Gesellschaft immer noch zu wenig eine Stimme. Darum brauchen sie Menschen, die ihnen ihre Stimme zurück geben und unter Umständen für sie sprechen. Ich möchte das für mich ja auch so erleben, wenn ich es brauche. Darum möchte ich mit gutem Besipiel vorangehen und alle motivieren, es genau so zu tun.

 

Von V.B. • 22. Februar 2018

Hallo Tania,

„Ich denke, ein Stück weit müssen wir einfach akzeptieren, Mensch zu sein und manchmal reagieren wir über oder sind genervt oder gedankenlos. Wichtig ist aus meiner Sicht, das möglichst wahrzunehmen und daraus zu lernen.“

Das sehe ich auch so. Dazu muss man bereits sein,sich zu reflektieren. Und das sind manche nicht, weil sie Angst vor dem haben, was sie bei sich sehen.

Danke für deinen Artikel!

 

Von Katharina • 31. Januar 2019

Sehr schwieriges Thema!

Der Mut, Dinge anzusprechen, fehlt mir gewiss nicht. Aber ich trotzdem nichts. Das wird mir auch von anderen Einstellern geraten und das hat auch Gründe. Es gibt Leute, die halten sich für so erfahren, dass sie so oder so nicht hören würden. Dann gibt es andere, die zwar unsicher sind aber dennoch ja nicht auf jemanden hören, der jünger ist als man selbst, kein Trainer ist und vor allem: ja was anderes sagt, als der Trainier gesagt hat. Und mit der wichtigste Grund überhaupt: Es herrscht eine – meiner Meinung nach – unfassbar bestandhaltende „Gewissheit“ der Leute darüber, dass man das Pferd ja dominieren MUSS. Bei uns am Stall wird so viel unnütz gestraft, dass es mir täglich selbst schon wehtut. Aber es geschieht genau das Gegenteil davon, was hier im Artikel erhofft wird. Ich spreche die Leute nicht an, die ihre Pferde schlagen aber werde selbst von den Leuten angesprochen, warum ich jetzt mein Pferd denn nicht dafür bestrafen würde, dass es nicht ruhig in der Stallgasse zum Hufeauskratzen stehen bleibt. Wenn ich gefragt werde, antworte ich zwar wahrheitsgemäß und ausführlich aber es zeigt mir, dass „Belehrungen“ meinerseits zwecklos sind. Und jaa… das finde ich selbst auch seeeehr frustrierend. Es gab auch eine Zeit, da wollte ich unbedingt Pferdetrainierin werden. Dann habe ich festgestellt, dass die Leute überhaupt kein Interesse daran haben, dazu zu lernen. Sie schieben alle Probleme ja immer nur aufs Pferd und sind selbst total uneinsichtig. Da ist mir mit der Zeit die Lust daran wieder vergangen.

 

 

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